Eisenblock
In einem Stahlquader mit allseitig gleicher und belassener Material-oberfläche befindet sich eine große freihängende Stahlplatte. Beide Elemente dienen als Resonanzkörper zur Hörbarmachung eines breiten Spektrums von Eisenklängen, die sich einerseits alle im Körper befinden und durch die geschlossene Form nach außen dringen, andererseits aber örtlich so gesetzt sind, dass einzelne Klänge konkret nachvollziehbaren Hörpunkten hinter der unmarkierten Außenfläche des Quaders entsprechen. Die monochrome und belassene Materialoberfläche, die für das Auge an jeder Stelle gleich erscheint, wird durch meine auditive Bearbeitung punktuell strukturiert, indem das Auge dem Ohr folgt und so exakte Klangpunkte benennen kann. Diese wechseln beständig über die Seitenflächen des Körpers.
Die im Innern freihängende Stahlplatte dient zur Herstellung reiner Resonanzklänge von räumlicher Ausdehnung. Da zwischen beiden Materialteilen keine Berührung besteht, werden diese Klänge im Innern als räumliche Distanzen nachvollziehbar. Dieses Hörspektrum, von extremer Nähe und schneller Bewegung zu fast stehenden, das gesamte Volumen des Hohlkörpers in Schwingung versetzenden Klängen, realisiert sich selbst als scheinbar unvorhersehbares Hörbild eines sichtbaren Objektes.
Im Eisenblock konfrontieren zwei gegensätzliche Zeitwahrnehmungen: die Massivität von Form und Material, Stillstand und Ruhe als optische Eigenschaften, der Zeit enthobene Wirkungen in Permanenz und eines in seinen Geräuschphasen gedehntes, manchmal punktuell verdichtetes Klangbild hoher Gegenwärtigkeit als in der Zeit befindlich.
Das schnelle Hin und Her zwischen Auge und Ohr, Erwartung und Enttäuschung, Stille und Geräusch, Unvorhersehbarkeit und Hoffnung auf Regeln macht die Skulptur zu einem immer anderen Zustand der Rezeption, zu einer fortlaufenden Übersetzung zwischen Hören und Sehen.
Permanente Klangskulptur für den Campus der Fachhochschule in Neumühlen-Diedrichsdorf, Kiel 1997
Stahlquader 8 x 3 x 2,5m, Hub- und Drehmagnete, elektronische Steuerung