Laut/Leise – Sprecher im Raum
Stimmen - gesprochene Worte in der Resonanz des Baukörpers. Der Raum reagiert auf die hörbaren Abläufe. Klänge spiegeln die optischen Dimensionen und übersetzen die Weite. Die Präsenz der Überhöhung, als Ausdruck des akustischen Geschehens, hier in dieser Architektur, verwandelt den Baukörper in einen immensen Klangraum.
Ein serieller Zeichnungsblock wird an drei Wänden in einer Seitenkappelle als offener Raum aus hohen Wandelementen präsentiert. Die Zeichnungen sind mit Wachskreide pastos und ganzflächig als geschwärztes Millimeterpapier mit einer immer zentral im Bild sichtbaren Linienform ausgeführt. Vorlage für die Form ist eine Vielzahl von Lautsprechern und deren Silhouetten als ausgekratzte Umrandungslinien. Jedes Bildmotiv ist individuell und die Gesamtserie ist ohne Wiederholung. Ebenfalls als ein zweites Bildelement ist ein Adjektiv ablesbar, ähnlich eines Kommentars auf jeder Zeichnung in der Mitte am unteren Blattrand. Alle Adjektive beschreiben in irgendeiner Weise die Qualität von Klang und bilden als gesprochene Worte den maßgeblichen Ausgangspunkt der akustischen Bearbeitung.
Die Höranteile meiner Installation bestehen aus drei klanglich aufeinander bezogenen und kompositionell bearbeiteten Elementen. Einem wie eine Sprachwolke verdichteten Klangphänomen, bei dem eine vielschichtige Addition unterschiedlicher Stimmen durcheinander redender Menschen die Raumakustik anregt, ohne hörbares Zentrum und gerade so laut, dass sich der gebaute Raum abbildet. Dabei ist es sofort ersichtlich, dass es sich um Sprechlaute handelt, aber ohne jede Verständlichkeit von Worten und nah am Geräuschempfinden. Als zweites Hörelement zitiere ich die in den Zeichnungen ablesbaren Adjektive als gesprochene Worte, örtlich immer an einem anderen Ort und als klare und exakte Hörpunkte im Raum wahrnehmbar. Ein weiterer kurzer Schallimpuls in unterschiedlicher Tonalität rhythmisiert unterschwellig die Klangbewegungen im Raum.
Lautsprecher
Die Adjektive, die einen Klang qualitativ beschreiben, werden als akustisches Material selbst zum Klangereignis. Im Wechsel, von einer weiblichen und einer männlichen Stimme gesprochen, wandern die Worte durch die im Raum hängenden Klangquellen als eine vermittelnde Überkopfebene zwischen dem Boden und der immensen Höhe der Kreuzbögen.
Sprecher der Installation:
Weibliche Stimme: Anne Fink
Männliche Stimme: Cedric Cavatore
Leisesprecher
In einer Serie von Zeichnungen, die sich aus der Vielfalt von unterschiedlichen Lautsprecherformen ableitet, entsteht durch die Zuordnung (Benennung) von Adjektiven eine qualitative Aussage für einen imaginären Klang.
12 Kugellautsprecher, Stahlseil, Kabel, 12-kanalige Komposition, Zuspieltechnik
150 Zeichnungen im Format h 42cm, b 30cm
Ulrich Eller, Laut/Leise – Sprecher im Raum, Kunstraum St. Georgen, Wismar 2012